Interview mit Andee van Unrat

Er ist ein Urban Explorer auf YouTube und Instagram und gehört zur Gruppe von Decay Dream.

 

Wie kamen Sie zum Urban Exploring? Was mögen Sie daran oder fasziniert Sie? 

Ursprünglich haben wir mit Geocaching angefangen. Nach etwa einem Jahr spezialisierten wir uns auf sogenannte Multicaches bei Lost Places. Im Verlauf des zweiten Jahres begannen wir diese verlassenen Orte zu dokumentieren. Besonders faszinierend finde ich die Schönheit des Verfalls, die Ästhetik der Vergänglichkeit und wie sich die Natur alles wieder zurückerobert. Ebenso werden diese Orte auch als freie Kunstgalerien genutzt, was ihnen meistens noch mehr Charme verleiht.

 

Wie lange machen Sie das ganze schon? Wie fanden Sie Leute, die es ebenfalls interessiert?  

An sich betreibe ich dieses Hobby bereits seit sieben Jahren. Anfänglich wusste ich allerdings nicht, dass es dafür eine Community gibt. Erst seit März 2017 begann ich meine Bilder hochzuladen und mit anderen Urbexern zu teilen. Beinahe seit Anfang an begleitet mich ein guter Freund. Getreu dem Motto „Der Teufel erkennt seine Geschwister“, wurde die Gruppe immer größer.

 

Wie lange recherchieren Sie für Lost Places so im Durchschnitt?

Die Recherchezeiten variieren stark. Je nach Ort können diese von ein paar Stunden bis hin zu mehreren Tagen andauern. Diese und weitere notwendigen Aufgaben werden innerhalb der Crew gerecht aufgeteilt.

 

Wie kamen Sie auf die Idee das Ganze als Video aufzunehmen?

Mitte dieses Jahres lernte ich M.C kennen. Nach einer gemeinsamen Tour stand fest: wir müssen zusammen etwas auf die Beine stellen. Dies war die Geburtsstunde von Decay Dream. Mittlerweile sind wir zu acht und eine eingeschworene Gemeinschaft.

 

Was war für Sie das schlimmste Erlebnis in einem Lost Place? Was waren Ihre Highlights?

Zwei Situationen sind für mich unvergesslich. Ein Berliner Krankenhaus wurde über uns angezündet und die Täter wussten, dass wir vor Ort waren. In der zweiten Situation fiel ein Kollege in einen Tank, welcher teilweise mit toxischem Schlamm gefüllt war. Glücklicherweise konnten wir dies direkt vor Ort behandeln. Im Grunde ist jeder Lost Place ein Highlight. Jeder Ort hat seinen ganz eigenen Charme und seine eigene Atmosphäre.

 

Auf was schauen Sie, wenn es um die Sicherheit geht?

Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt beim Urbexen. Nägel, Scherben und die teilweise brüchige Bausubstanz sind lediglich die Gefahren die wir sehen können. Anders verhält sich das mit Chemikalien, Asbest und Schimmelsporen. Grundsätzlich empfiehlt es sich bereits bei der Recherche drauf zu achten, um was für eine Location es sich handelt. Besuchen wir zum Beispiel ein Chemiewerk, legen wir besonderen Wert auf Filtermasken sowie weitere Schutzkleidung (zum Beispiel Gummihandschuhe)

 

Was mögen Sie an gewissen Lost Places gar nicht? (Bezogen auf den Vandalismus)

Das ist eine schwierige Frage. Der Vandalismus an sich stört mich, sowie schlechte Graffitis, die die Atmosphäre des Ortes zerstören. Viele Menschen kommen zu diesen vergessenen Orten und zerstören mutwillig das Inventar, beziehungsweise das Gebäude an sich. Scheiben werden eingeschlagen, Kabel herausgerissen, Fußböden aufgebrochen oder auch ganze Komplexe in Schutt und Asche gelegt. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis.

 

Wie oft sind Sie in einem Monat etwa unterwegs?

Wir sind mindestens vier Mal pro Monat unterwegs um neue Spots zu dokumentieren und neue Videos zu erstellen. Ansonsten variiert die Zahl, je nachdem wieviel Freizeit ich in dem Monat habe.

 

Arbeiten Sie ab und an mit anderen zusammen? Wenn ja, mit wem?

Neben dem Hauptprojekt Decay Dream habe ich mir noch Kontakte zu verschiedenen Personen und Szenen aufgebaut. So war ich zum Beispiel geladener Gast von Tobo auf dem Teufelsberg, durfte La Sue Art in Potsdam assistieren oder war mit einigen Pyrokünstlern unterwegs. Besonders durch Instagram kann man sehr interessante Personen kennenlernen und tolle Kontakte aufbauen. Des Weiteren stehen wir auch mit weiteren YouTube-Urbexkanälen in engem Kontakt, wie z.B. Urbex Empire oder Baseline Fotografie.